Ökumenisches Esperanto-Forum Nummer 38 - 10. Jahrgang - Juni 2000 Inhalt:
Bulgarien braucht unsere Solidarität Ein Bericht von Jacques Tuinder Am 5. November des vorigen Jahres reiste Jacques Tuinder, der Gründer
und jetzige Vorsitzende der Stichting Zienderogen (Stiftung "Evidente
- Sehenden Auges") zum zweiten Mal nach Bulgarien. In seiner Begleitung
war als sein stets einsatzbereiter Berater der blinde Holländer
Jan Verheule. Hauptzweck der Reise war, eine blinde, begabte, aber arbeitslose
Frau - sie hatte gerade ihren Universitätsabschluss in Englisch
gemacht - mit einem kompletten Braille-Computer zu überraschen.
Im Juni 1999 hatten sie auf gleiche Weise einen zweifach behinderten
Esperanto-Freund glücklich gemacht - er kann nicht sehen und hat
keine Hände. Und noch etwas: am 26. Januar reiste Cor Dekker, Schriftführer von "Evidente" und in erster Linie verantwortlich für alle Aufbauprojekte, nach Tirana in Albanien, nicht nur zur Überwachung der bereits ausgeführten Arbeiten im dortigen Blindenheim, sondern auch, um eigenhändig alles Getane - wie soll man es verständnisvoll ausdrücken? - nach seinen eigenen fachmännischen Maßstäben vollends in Ordnung zu bringen. Ganz zuletzt: der Neubau der Blindenschule mit Internat in Batticaloa in der Nordostprovinz von Sri Lanka macht gute Fortschritte. (Aus dem Esperanto-Original übersetzt, A.Bh.)
ADORU ohne neue Lieder? Es steht zu befürchten, dass wegen der Gebühren für
die Abdruckrechte die Anzahl der vorgesehenen neueren Lieder stark eingeschränkt
werden muss. 50 bis 100 DM ist das wenigste, was wir für die Abdruckrechte
eines Liedes oder Kanons bezahlen müssen. Wenn ein Lied zu viel
kostet, muss es in der Regel draußen bleiben, - außer es
fände sich ein Sponsor. Und diesen Gedanken möchte ich Ihnen
jetzt vortragen. Manche haben schon in ihrem Vermächtnis eine Zuwendung
für die christliche Esperanto-Arbeit vorgesehen, und das verdient
Beachtung und Nachahmung. Wir wünschen allen ein langes Leben,
aber jedes Jahr müssen uns gute Freunde verlassen - und sie hinterlassen
etwas Bleibendes über den Tod hinaus, wenn sie eine gute Sache
unterstützen. Wie wäre es aber, wenn Sie schon jetzt etwas
tun würden, das Bestand hat? Sollten Lieder ins Buch wie "Die Nacht
ist vorgedrungen", "Er weckt mich alle Morgen", "Danke für diesen
guten Morgen", "Gehe ein in deinem Frieden", "Unser Leben sei ein Fest",
"Von guten Mächten wunderbar geborgen"? - Diese und viele andere,
für die gute Übertragungen vorliegen, kosten Gebühren.
Müssen wir sie deshalb weglassen? Die Lieder von Martin Luther,
Friedrich Spee, Paul Gerhardt und Isaac Watts kosten nichts als unsere
Arbeit. Da ist die Wahl an sich klar. Aber es wäre jammerschade.
Noch ist es nicht zu spät, doch viel Zeit bleibt nicht. Ich kann
nicht versprechen, dass dann unter dem betreffenden Lied stehen wird:
"Die Aufnahme dieses Liedes wurde möglich durch die Übernahme
der Abdruckgebühren in Höhe von -- DM durch XY". Im Buch können
wir das wohl nicht abdrucken, - aber warum nicht im ÖkEsFo? Wenn
Sie Gefallen an dem Gedanken haben, setzen Sie sich doch bitte bald
mit Adolf Burkhardt in Verbindung. Besuch in Zagreb 21.-24. März 2000 Sehr gut hatte Marija Beloŝeviĉ einen zweitägigen Besuch von Bernhard Eichkorn und Adolf Burkhardt, beide Mitglieder der Ökumenischen Kommission von IKUE und KELI, in der kroatischen Hauptstadt Zagreb vorbereitet. Es ging darum, die Möglichkeiten für einen ökumenischen Esperanto-Kongress 2001 zu erkunden. Hier einige Auszüge aus meinen Tagebuchnotizen: 21. März. Pünktlich zur geplanten Zeit fährt Bernhards Corsa in den Hof des für uns reservierten Hotels Ilica, wo wir zwei Nächte verbringen werden. 22. März. Bernhard wird heute 66. Sein Festtag wird ein voller Arbeitstag. Vor der Kathedrale treffen wir mit Prof. Dr. Jure Zevetiĉ zusammen. Er ist Sekretär der ökumenischen Kommission der kroatischen Bischofskonferenz und Vorsitzender des ökumenischen Rats von Zagreb. An der katholisch-theologischen Fakultät lehrt er Ökumenik! Er hat in Wien studiert und spricht ausgezeichnet Deutsch. Er begleitet uns zu Weihbischof Dr. Vlado Koŝiĉ. Wir haben ein langes und freundschaftliches Gespräch. Marija dolmetscht zwischen Esperanto und Kroatisch, wo Deutsch nicht ausreicht. Wir sondieren die Möglichkeit eines ökumenischen Esperanto-Kongresses in Zagreb 15.-21 Juli 2001, in der Woche vor dem Esperanto-Weltkongress. Dann begleitet uns Dr. Zevetiĉ zum amtierenden lutherischen Bischof Andreas Lukŝa (Bischof Deutsch ist vor wenigen Wochen verstorben, die Neuwahl durch die Synode hat noch nicht stattgefunden). Seine Kirche ist durch die Kriegsereignisse von 600 000 Mitgliedern auf 5 000 zusammengeschrumpft. Alles Eigentum, auch die Kirchen, wurden enteignet. Die Christuskirche wurde von der Stadt Zagreb an die Kirche geschenkweise zurückgegeben. Die kleine theologische Matthias-Flacius-Illyricus-Fakultät residiert gleich daneben. Wir besichtigen die Christus-Kirche. Pfarrer Richard Hoppe aus Schlesien, der damalige Sekretär der deutschen KELI-Landesabteilung, hat dort 1953 beim Esperanto-Weltkongress den evangelischen Gottesdienst gehalten. Seine Gottesdienstordnung ist in der Bibliothek in Aalen erhalten. Der Bischof hört es gerne, dass wir mindestens einen der Kongressgottesdienste in der Christuskirche abhalten möchten. Auch in die orthodoxe Kirche werfen wir einen Blick. Sie gehört zur serbischen Kirche, auch heute noch. Kurz gehen wir durch eine katholische Buchhandlung und staunen über die Fülle christlicher Literatur in kroatischer Sprache - Romano Guardini, Hans Urs von Balthasar, selbst von Jörg Zink "Wie wir beten können". Nun gilt es, einen Tagungsort zu finden. Zwei Studentenheime besichtigen
wir. Vieles ist recht ansprechend, aber es fehlt entweder ganz an Tagungsräumen,
oder diese sind unerschwinglich teuer und dazu unpraktisch - und ohne
Musikinstrumente. Deshalb besuchen wir am andern Tag das Priesterseminar,
bis vor einem Jahr unter jesuitischer Leitung und nicht sehr gepflegt,
jetzt aber dem bischöflichen Ordinariat unterstellt, das alles
versucht, das große Anwesen zu renovieren. Wir haben den Eindruck:
das wäre das Richtige - kein Luxus, aber das Nötige ist vorhanden,
es ist sehr geräumig, besitzt mehrere Kapellen verschiedener Größe,
es gibt Musikinstrumente, es hat Atmosphäre. Zwar gibt es Hindernisse
- es sind Ferien und man müsste Personal anheuern. Aber dies scheint
lösbar, wenn unser Antrag positiv beschieden werden sollte. Wer
für die zweite Woche, beim Weltkongress, bleiben möchte, könnte
dies auch tun, wenngleich ohne Verpflegung. Dazwischen hinein machten
wir noch eine lange Ausfahrt zu dem Wallfahrtsort Maria Bistrice, den
der Kongress sicher auch besuchen wird. Papst Johannes Paul hat dort
den kroatischen Märtyrer-Kardinal Stepinac selig gesprochen. Der
zweite Pfarrer zeigte uns die Kathedrale und den riesigen Platz dahinter
für Gottesdienste im Freien, dazu die Arkaden mit vielen Votiv-Täfelchen,
für Evangelische etwas Ungewohntes und für viele sicher etwas
Neues. Wie hilfreich ist es da, wenn man stets jemanden fragen kann:
Wie versteht ihr das? Was meint ihr damit? Was für Gefühle
habt ihr dabei? Es wurde kühl. Auf kurvenreicher Straße -
ich zählte 85 Kehren - ging's nach Zagreb zurück und anderntags,
mit einem kurzen Zwischenhalt in Sloweniens Hauptstadt Lubljana und
einer Übernachtung in Klagenfurt (wenige Häuser neben der
Esperanto-Straße, wie wir am andern Morgen feststellten), in zügiger
Fahrt, immer mit Bernhard am Steuer, zurück in die Heimat. Wir
sind guter Zuversicht, dass sich die Reise gelohnt hat. In unserer Dezember-Nummer von 1998 hat Pfarrer Eichkorn darauf aufmerksam gemacht, dass das ÖkEsFo ab sofort gleich nach der Fertigstellung in seinen Netzseiten (homepage) zugänglich ist, wenn man ihm seine Netz-Anschrift mitteilt (Sein Netzanschrift heißt <Bernhard.Eichkorn@esperanto.de>. Auch der Inhalt aller früheren Nummern ist dort einzusehen; es ist manchmal ganz aufschlussreich, zu vergleichen, was man noch weiß, selbst für den Schriftleiter, der alles selbst getippt und es meistens auch selbst verfasst hat: http://home.t-online.de/home/st-fidelis/oekesfo.htm Was im Internet inzwischen über Esperanto und auf Esperanto vorhanden ist, übersteigt alle Möglichkeiten des Suchens. Das Niveau ist aber auch sehr unterschiedlich. Alle, die Esperanto beherrschen, seien jedoch besonders hingewiesen auf einige Webseiten: IKUE mit der Zweimonatszeitschrift "Espero Katolika" kann man unter der folgenden Netzadresse finden: <http://www.chez.com/espradio/ikue/ek.html>. Damit bekommt man auch Zugang zu den esperanto-sprachigen Sendungen von Radio Vaticana. KELI mit der Zweimonatszeitschrift "Dia Regno" kann aufgerufen werden unter der Netzadresse <http://www.citeweb.net/filipo/keli/>, und von dort aus die ganze Bibel auf Esperanto unter der Adresse: <http://www.esperanto.nu/upsala/biblio/>. Neben der Bibel sind dort u.a. aber auch alle Märchen von Hans Christian Andersen in der Übersetzung von L.L. Zamenhof zu lesen. Jeden Tag verschickt Jerald Veit, der Autor eines Büchleins "365 Tagoj el la Biblio", aus den USA ein Bibelwort, und für Leute mit mehr Zeit täglich einen Leseplan, der in einem Jahr durch das ganze Alte Testament oder wahlweise das Neue durchführt. Zum 80. Geburtstag von Papst Johannes Paul am 26. Mai machte er besonders darauf aufmerksam und lud auch die evangelischen Christen ein, einen Glückwunsch nach Rom zu schicken. Seine Netzanschrift lautet: <jveit@execpc.com> Seine Homepage hat folgende Adresse <http:/www.execpc.com/-jveit/> und bringt Vorschläge zum täglichen Bibellesen außer auf Esperanto auch in folgenden Sprachen: englisch, deutsch, französisch, spanisch, portugiesisch, italienisch, niederländisch, schwedisch, polnisch und litauisch, sowie einmal in der Woche auch norwegisch, tschechisch und russisch. Schließlich: auch der Schriftleiter hat jetzt Netzanschluss:
<adolf.burkhardt.@t-online.de> Vom 4. europäischen Esperanto-Kongress Aus Oostende berichtete Anny Hartwig von einem reichhaltigen Programm vom 27. April bis 1. Mai, mit 300 Teilnehmern aus 20 Ländern. Den ökumenischen Gottesdienst in der Kapuzinerkirche leitete Oberstudienrat Pfarrer Albrecht Kronenberger aus der Diözese Speyer. Lesungen übernahmen Hella Lanka und Bertil Andreasson, beide KELI-Mitglieder, aus Deutschland bzw. Schweden. Es wurde beschlossen, den nächsten europäischen Kongress
2002 in Verona abzuhalten. Die Landesverbände verzichten in diesem
Fall auf eigene Kongresse. Da aber nun 2001 nicht besetzt ist, sind
Vorbereitungen im Gange, die deutschen Esperanto-Freunde über Pfingsten
2001 nach Ludwigshafen am Rhein einzuladen. Weihbischof Miziolek gestorben In Warschau starb am 12. Mai nach längerer Krankheit Weihbischof Wladyslaw Miziolek. Sein Name steht unter dem Vorwort zum amtlichen Messbuch mit dem Datum "Warschau am Pfingstfest 1995". Wie weit der Weg zum Esperanto-Messbuch war, zeigen die weiteren in dem amtlichen Dokument abgedruckten Daten: Als Vorsitzender der Kommission hatte er am 15. Dezember 1988 den Antrag auf Genehmigung und kirchliche Billigung eingereicht, am 8. November 1990 kam das Dekret aus der Congregatio de cultu divino et disciplina sacramentorum, das unter Berufung auf ihn - "instante Excellentissimo Domino Ladislao Mizioek Episcopo titulari Praesidiensi et Aŭiliari Varsaviensi, Commissionis liturgicae de lingua 'Esperanto' Praeside.." - grünes Licht gab. Seine Schrift "Enkonduko al Ekumenaj problemoj" über den damaligen Stand der ökumenischen Bewegung und der rechtlichen Bestimmungen erschien 1978 bei IKUE in Rom mit einem Vorwort des KELI-Vorsitzenden Adolf Burkhardt. Am Vorabend der deutschen Wiedervereinigung, am 29. September 1990,
fand in Warschau in der Kirche St.Alexander bei den drei Kreuzen, in
der jetzt auch die Totenmesse gehalten wurde, auf Esperanto ein ökumenischer
Gottesdienst unter Leitung von Bischof Miziolek statt. Dabei wirkte
auch der heutige Rektor der Theologischen Akademie Ek mit, Dr.Roman
Forycki, der zu der Ökumenekommission von IKUE und KELI gehört.
Es predigte Adolf Burkhardt und es sang der Esperanto-Chor "Muzilo".
Unter den Gottesdienstbesuchern waren viele Teilnehmer einer internationalen
Kulturwoche aus aller Herren Länder. Der ganze Gottesdienst wurde
vom polnischen Rundfunk übertragen. In den Warschauer Tageszeitungen
wurde hervorgehoben, dass dieser Gottesdienst in der Sprache stattfinde,
die in Warschau ihren Geburtsort hat, und dass ein Deutscher die Predigt
halte; es gab so kurz vor der Wiedervereinigung Deutschlands auch besorgte
Stimmen. Der gütige Bischof wird den christlichen Esperantofreunden
sehr fehlen, nicht nur den katholischen. Kirchentag 2001 in Frankfurt Bis diese Nummer in die Hände der Leser gelangt, ist der Hamburger
Katholikentag mit den Beiträgen der Esperanto-Bewegung schon Geschichte.
Aber die Gedanken der Mitarbeiter aus IKUE, KELI und Deutscher Esperanto-Jugend
gehen schon weiter. Dr. Ulrich Matthias, mit Erzbischof Jakubinyi aus
Rumänien einer der Redner in Hamburg, hat sich bereit erklärt,
falls eine entsprechende Einladung erfolgt, auch beim Kirchentag in
Frankfurt mitzuarbeiten und ein Referat zu halten. Auch an einen ökumenischen
Gottesdienst ist gedacht, nachdem beim Stuttgarter Kirchentag die Feier
in der Katharinenkirche sehr gut besucht war. Mehrere Ausgaben des Briefes, den Frère Roger Schütz von
Zeit zu schreibt und in vielen Sprachen verbreitet, liegen auch in Esperanto
vor. Wenn aus der Esperanto-Version eine ständige Einrichtung werden
soll, braucht es Leute, die den Text bearbeiten und den Brief herstellen,
und Leute, die ihr Interesse zeigen, den Brief lesen wollen und, ähnlich
wie beim ÖkEsFo, von Zeit zu Zeit zu den Unkosten beitragen. Die
erste Gruppe von Leuten ist vorhanden, von der zweiten erwartet dringend
ein Lebenszeichen Reinhard Pflüger, Hermannstr. 3, 60318 Frankfurt,
(Tel.069-5978467; Netz: RP.Esperanto@t-online.de) oder das ÖkEsFo,
das dieses Vorhaben gerne unterstützt und Anfragen weiterleitet.
Impressum Herausgeber: Adolf Burkhardt und Bernhard Eichkorn. Zuschriften zum Inhalt: an Adolf Burkhardt, Gimpelweg
1, D73235 Weilheim an der Teck. Tel./Fax 0/7023-72413. Netz: Adolf.Burkhardt@t-online.de
Konten: B. Eichkorn, Sparkasse VS (BLZ 694 500 65) Kto-Nr. 1041 2089 oder: Postbank Stuttgart Nr. 211 93-704 B. Eichkorn, auch echk-x bei UEA. |